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Florjan Lipuš als Preisträger: eine wunderbare Entscheidung

Valentin Inzko, Obmann des Rates der Kärntner Slowenen gratulierte Florjan Lipuš in einem persönlichen Schreiben am Tag der Verkündigung der Verleihung des großen Staatspreises für Literatur.

Lipuš wird den Staatspreis zwar persönlich erhalten, in der Volksgruppe herrscht jedoch festliche Freude und Genugtuung. Die Auszeichnung gebührt ihm alleine, gleichzeitig wird jedoch ein breiterer Kreis der Leser die Möglichkeit erhalten, über Lipuš und das Schicksal seiner Mutter, die im Konzentrationslager ermordet wurde, auch das Schicksal der Kärntner Slowenen, einer immer kleiner werdenden Volksgruppe, kennenzulernen.

Florjan Lipuš hat sich nie bemüht, gefällig zu sein, er verfolgte seine Ziele immer mit Konsequenz und aufrechtem Gang. Kürzlich auch mit der Entscheidung, die Ehrenbürgerschaft in seiner Heimatgemeinde Sittersdorf zurückzulegen. Diese weigerte sich nämlich jahrelang, den Wohnort von Florjan Lipuš, Sele/Sielach mit einem zweisprachigen Ortsschild zu versehen. Nicht zufällig hat er Jahre vorher einen Roman mit dem prophetischen Titel: "Die Beseitigung meines Dorfes" veröffentlicht.

In allzu seltenen Interviews und öffentlichen Auftritten hat er häufig Meinungen vertreten, die so manchen missfielen. Insbesondere ist betreffend Sprache sein legendärer Imperativ in Erinnerung: "Die Sprache ist das Wesen des Volkes, mit der Sprache bestehen wir und werden wir bestehen, oder auch nicht!" Deshalb widersetzte er sich dem Zeitgeist konsequent und schrieb in der Sprache eines kleinen Volkes, in der Sprache seiner Mutter, in der zweiten Landessprache. Peter Handke, der große Dichter und ein Freund von Florjan Lipuš hat deshalb öfter wiederholt, zuletzt am 6. Dezember, seinem 75. Geburtstag, dass Florjan Lipuš in Wirklichkeit den Nobelpreis für Literatur verdient habe.

In der Begründung betont die Jury das experimentelle Element seiner Sprache, seine literarische Innovation sowie seine ästhetische Autonomie. Diese Autonomie geht so weit, dass sich der Leser in seinen Stil vertiefen muss, in seinen sprachlichen Rhythmus und seine sehr spezifische Art der Erzählung. Erst dann entfaltet sich die ganze Schönheit seine Werkes.

Die frühere Jury hat Florjan Lipuš als Kandidaten in skandalöser Weise abgelehnt, weil seine Werke nicht in deutscher Sprache verfasst waren. Deshalb ist die kürzliche Entscheidung des Kunstsenats umso erfreulicher. Lipuš lebte immer nach dem Motto von Vaclav Havel, dass man etwas nicht deshalb tun sollte, weil es sich auszahlt, sondern weil es richtig ist.