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Inzko: "Volksgruppe hat einen Freund verloren"

Mit tiefer Betroffenheit hat die Volksgruppe vom Ableben des ehemaligen Ministers, langjährigen Staatssekretärs und zweitem Nationalratspräsidenten, Prof. Dr. Heinrich Neisser, erfahren. In seinen zahlreichen Funktionen, die er in seinem langen politischen und wissenschaftlichen Leben bekleidete, waren ihm die Kraft der Demokratie, die europäische Integration, die Heimat Österreich, Menschen- und Volksgruppenrechte stets eine Herzensangelegenheit.

Demnach war es nur logisch, dass er als Co-Vorsitzender der Expertengruppe für ein modernes österreichisches Volksgruppengesetz – gemeinsam mit Dr. Maria Berger – gerne und maßgeblich zur Erarbeitung eines Expertenvorschlages beigetragen hat, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Volksgruppen unseres Landes weiterzuentwickeln und zu stärken.

Er war ein Brückenbauer zwischen den Generationen, den Kulturen, politischen Lagern und Parteien sowie zwischen den Volksgruppen, alles getragen von der geschichtlichen Rolle und Verantwortung Österreichs gegenüber seinen nationalen Minderheiten.

Für seine langjährige Tätigkeit zugunsten der slowenischen Volksgruppe wurde er 2018 vom Rat der Kärntner Slowenen mit dem angesehenen Einspieler Preis geehrt, der an jene Persönlichkeiten aus dem Mehrheitsbevölkerung vergeben wird, die der Volksgruppe nicht angehören, aber für eine Zusammenarbeit mit dieser und für eine Versöhnung im Lande proaktiv eintreten.

In lebendiger Erinnerung sind u.a. seine Beiträge in Tainach und in Klagenfurt zu folgenden Themen: "Baustelle Demokratie", "Die neue Kärntner Landesverfassung", "Schutzfunktion für nationale Minderheiten" sowie "Alte und neue Minderheiten", insbesondere aber sein Co-Vorsitz bei der Expertengruppe für ein modernes österreichisches Volksgruppengesetz. Seine wertvollen Beiträge sind auch in schriftlicher Form erhalten geblieben. Erhalten ist sein lebenslanges Wirken im Bereich der Menschenrechte, global betrachtet, aber auch speziell, was die "Internationalisierung des Minderheitenrechtes" oder "minderheiten-schutzrechtlicher Vorschriften im Rahmen völkerrechtlicher Verpflichtungen“ betrifft.

Heinrich Neisser zeichnet sein fundiertes Wissen aus, das auf persönlichen Einblicken und Einsichten beruhte und natürlich auf seiner immensen parlamentarisch-politischen Erfahrung, immer gepaart mit Charme und seiner allseits bekannten Liebenswürdigkeit.

Der Obmann des Rates der Kärntner Slowenen, Dr. Valentin Inzko, der den Verstorbenen noch am 8. Juli in der Diplomatischen Akademie in Wien getroffen hat, meinte zum Ableben von Minister Neisser, dass die Volksgruppe einen treuen Freund verloren habe, dass ihm die Volksgruppe für seine Freundschaft inniglich danke, dass aber auch Österreich insgesamt ärmer geworden ist.