Bild: Offener Brief von Obmann Inzko an Herrn Bürgermeister der Stadtgemeinde Ferlach - Ingo Appé

Offener Brief von Obmann Inzko an Herrn Bürgermeister der Stadtgemeinde Ferlach - Ingo Appé

BETREFF: Anmerkungen zum Stadtplan und zur Freizeitkarte von Ferlach/Borovlje

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

die Stadtgemeinde Ferlach hat einen neuen Stadtplan und eine Freizeitkarte der Gemeinde an Haushalte in Ferlach/Borovlje und Zell/Sele versandt, mit vielen wichtigen Informationen für heimische und auswärtige Touristen. Bei näherem Betrachten fallen bei den geographischen Namen, die immaterielles Kulturerbe der Region sind, einige Ungenauigkeiten auf, die bei einer Neuauflage berücksichtigt werden sollten, um den Informationsgehalt der Karte zu verbessern.

In den österreichischen amtlichen Karten (Österreichische Karten – ÖK) sind alle amtlichen zweisprachigen Namen (Namen, die auf den Ortstafeln verzeichnet sind) zweisprachig angeführt, in der neuen Karte von Ferlach/Borovlje fehlt diese Systematik. Die Orte Tratten und Zell-Mitterwinkel sind auf dieser Karte z. B. nur einsprachig angeführt, obwohl beide Orte amtlich zweisprachig sind und als solche auch auf den Österreichischen Karten auf Deutsch und Slowenisch verzeichnet sind (Tratten/Trata, Zell-Mitterwinkel/Sele-Srednji Kot). Es fehlen durchgehend die Hačeks, die ein wesentlicher Teil der slowenischen Sprache sind, um die Laute zu unterscheiden, z. B. Hajnzgraben, richtig Hajnžgraben etc. Die slowenischen Hofnamen sind nur in eingedeutschter Form verzeichnet, obwohl diese als immaterielles Kulturerbe von der Österreichischen UNESCO-Kommission anerkannt wurden. Außerdem werden bei Hofnamen sprachliche Mischformen verwendet, z. B. Tschevh anstelle von Čevh, die eine Standardisierung der Namen erschweren. Der Ortsname Zell-Oberwinkel/Sele-Zvrhnji Kot* ist fälschlich mit Sele-Zorhnji-Kot angeführt, wodurch neue Namenvarianten bei standardisierten Ortsnamen entstehen und die Standardisierung von slowenischen Ortsnamen in Frage stellen. Auch der Schriftzug einiger Namen auf der Karte ist eine Herausforderung; die Weiler Kropivna und Kobla sind auf der neuen Karte mit Schriftzügen versehen, die sie als Hausnamen ausweisen.

Gemeindekarten sind üblicherweise topographische Karten, deshalb wäre man gut beraten, sich an die standardisierten Namen der amtlichen österreichischen Karten zu halten, auch deshalb, weil vereinheitlichte Namen für Blaulichtorganisationen wichtig sind. Im zweisprachigen Gebiet Kärntens haben Gemeinden außerdem die Möglichkeit bei sonstigen geographischen Namen (Bergnamen, Gewässernamen, usw.) überlieferte lokale slowenische Namen hinzuzufügen, um das Wissen über die natürlichen und geschichtlichen lokalen Gegebenheiten zu bewahren, auf die sich die Namen beziehen.

In Kärnten gibt es Institutionen und Fachleute (Sprachwissenschaftler, Geographen), die sich mit der Problematik der Schreibung von geographischen Namen befassen, an die sich die Gemeinden bei der Herausgabe von Karten wenden können.

*Der Name Sele-Zvrhnji Kot müsste laut slowenischer Sprachnorm Sele-Zgornji Kot heißen.

 

S prijaznimi pozdravi / Mit freundlichen Grüßen

Valentin Inzko

predsednik Narodnega sveta koroških Slovencev / Obmann des Rates der Kärntner Slowene