Bild: Protest des Rates der Kärntner Slowenen gegen Schließung von Kleinschulen

Protest des Rates der Kärntner Slowenen gegen Schließung von Kleinschulen

Tirol schließt keine Kleinschulen

Schon wieder kommt es zur Schließung von zwei Kärntner Kleinschulen, diesmal in Klein St. Veit/ Mali Šentvid und in St. Egyden in Velden/ Šentilj. Außerdem ist die Schule in St. Egyden/ Šentilj keineswegs eine Kleinschule. Argumentiert wird insbesondere mit dem Schulgesetz und den mangelnden Schülerzahlen. Nicht wird jedoch in Betracht gezogen, dass Kleinschulen ein pädagogisch wertvoller Einstieg ins „Ausbildungsleben“ sind.  In Kleinschulen kann es zwar keine Großveranstaltungen geben, aber die intensive Betreuung in kleinen Einheiten hilft den Kindern, sie hilft den Eltern und sie bietet den Lehrerinnen und Lehrern interessante Herausforderungen. Kleinschulen stärken auch den ländlichen Raum. Zumindest wird das so in Tirol gesehen. 

In Tirol hat man zudem eine intelligente Formel erfunden, wonach für den Erhalt der Schule 10 Schüler genügen. In Kärnten 30. Warum dieser Unterschied? Ist dieser Unterschied politisch – zentralistisch begründet? Interessant und fair dabei ist, dass in Tirol der Durchschnitt der letzten drei Jahre herangezogen wird, aber ebenso der Durchschnitt der künftigen drei Jahre. Die Schülerzahl kann ja auch wachsen, sowie in Radsberg/ Radiše, wo nach der Schließung der zweisprachigen Volksschule die Zahl der Schüler gestiegen ist. Die Gemeinde Radsberg/ Radiše wurde gleich zwei Mal bestraft, denn im Zuge der Gemeindezusammenlegung kam am 1. Jänner 1973 die Ortsgemeinde Radsberg/ Radiše zur Gemeinde Ebenthal/ Žrelec. Nun sagt aber schon der Name, dass die neue Gemeinde im ebenen Tal liegt und die alte auf einem Berg, in Radsberg. Das passt nicht zusammen! 

Schmerzlich waren beide Zusammenlegungen insbesondere für die Volksgruppe, da die Radsberger und Radsbergerinnen sowohl ihre zweisprachige Gemeinde als auch ihre zweisprachige Volksschule verloren haben. Ein ähnliches Schicksal erlebten mehrere zweisprachige Gemeinden und Schulen, wie Windisch Bleiberg/ Slovenji Plajberk, wobei die Volksschule Ebriach/ Obirsko besondere Erwähnung verdient. Diese Schule war ein sprachliches Biotop, wo unter den Schülerinnen und Schülern der einzigartige Ebriacher Dialekt gepflegt und gesprochen wurde, zudem mit dem aus Zell/ Sele stammenden ausgezeichneten Pädagogen Roman Roblek! Auch diese Schule mit ihrer unnachahmlichen Mundart ist leider Geschichte.

Der pädagogische Wert solcher Schulen ist nicht mit Kosten und Zahlen aufzurechnen und schon gar nicht, wenn es um eine zweisprachige Kleinschule geht. 

Außerdem gilt Artikel 8 B-VG der Staatszielbestimmung, der Bund, Länder und Gemeinden zu Schutzmaßnahmen verpflichtet, sowie Artikel VII des Staatsvertrages aus 1955, der auch für das Land Kärnten bindend ist. Ebenso wie die Landesverfassung, die davon spricht, dass die slowenische „Sprache und Kultur, zu sichern und zu fördern“ sind. Wie kann aber die Sprache ohne zweisprachige Kleinschulen vor Ort gesichert und gefördert werden? Außerdem sind es nach Velden/ Vrba knapp 7 Kilometer.

Und noch eine Besonderheit gibt es in Tirol. Dort ist auch der Erhalt von solchen Volksschulen möglich, wo zumindest mehr als sechs Schüler unterrichtet werden. 

Es wäre an der Zeit, nach dem Tiroler Muster, umgehend auch das Kärntner Schulgesetz zu ändern, mit der Klausel zehn Schüler in einer Schule oder bei besonders berücksichtigungswürdigen Fällen, mit sechs Schülern. So hat zum Beispiel die äußerst aktive Volksschule in Thierbach in Wildschönau in Tirol acht Schüler.

Wird einmal das letzte Gasthaus und Gemischtwarengeschäft geschlossen und darüber hinaus noch die Volksschule, dann stirbt auch das Dorf. Wollen wir das wirklich? Die Bevölkerung von St. Egyden/ Šentilj hat sich mit 850 Unterschriften dagegen ausgesprochen. Nun ist die Landespolitik am Zug, die dringend handeln muss. Noch vor Beginn des Schuljahres 2024/2025!